Verbesserung des Kaloriengefühls durch Fehleinschätzung?

Durch Fehler lernen wir am meisten, heißt es immer. Wir fassen auf die Herdplatte, verbrennen uns die Hände und merken dadurch, dass ein Herd eine Gefahr für unsere Gesundheit werden kann. Wir bekommen hautnah zu spüren, dass wir der Herdplatte körperlich nicht zu nahekommen sollten. Uns wird damit eine deutliche Grenze aufgezeigt. Wir müssen nicht darüber informiert sein, wie die genaue Gradzahl der Herdplatte ist. Unser Bauchgefühl teilt uns auf einer reinen Gefühlsebene mit, dass die Hitze nicht für unsere Haut gemacht ist.

Wie ist es mit unserem Essen? Können wir instinktiv sagen, wann wir Mengen zu uns nehmen, die wir besser nicht zu uns nehmen sollten? Um das zu beantworten, müssen wir uns erst einmal anschauen, wie und was unser Körper überhaupt beurteilt und uns mitteilt.

Feedbackschleife im Menschen: Eine tiefgreifende Anpassungsmaschine

Die Philosophen diese Welt haben den Menschen auf verschiedenste Weise gesehen. Marx sah den Menschen als Wesen, wessen Natur durch den sozialen Kontext beeinflussbar ist. Kant hob das rationale Denken, den Menschen in den Vordergrund und schrieb ihn eine hohe Autonomie zu. Und als was beschreibe ich den Menschen, wenn ich von ihm einen gesunden Umgang mit Lebensmitteln erwarte? Ich würde erstmal das Wort Anpassungsmaschine benutzen. Eine gute Mischung aus Kant und Marx, seinen Ansichten.

Die menschliche Natur hat sich in den letzten Zeitperioden unglaublich stark entwickelt. Erst haben wir uns körperlich unserer Umwelt angepasst. Man sagt, die Wärme der Savanne und das Befallen und Parasiten, hat uns unser einst vorhandenes Fell ablegen lassen. Später dann haben unsere geistigen Fähigkeiten das Zepter übernommen, weil wir uns damit im Gegensatz zu anderen Primaten besser durchsetzen konnten. Auf evolutionärer und damit auf langer Sicht, haben wir uns immer der Umwelt und damit den Anforderungen angepasst. Zu der Anpassung muss eine Sache gesagt werden: Wir Menschen (alle Lebewesen eigentlich) fühlen uns IMMER wohl in unserem Zustand, in den wir uns hinentwickelt haben. Dazu später aber mehr.

Im langfristigen wie im kurzfristigen Stil passen wir uns den Gegebenheiten an. Denkst du, eine über Millionen Jahre andauernde Evolution hat irgendwas mit damit zu tun, dass du deinen Kalorienhaushalt nicht im Griff hast? Klingt vielleicht merkwürdig, aber es ist komplett das Gleiche. Wir müssen uns nicht einmal einige darüber sein, wie genau die Evolution biochemisch stattgefunden hat. Das Einzige, was wir im Kopf behalten sollten, ist die Tatsache, DASS wir uns immer wohin entwickeln. Und unsere Gefühle, die unseren Appetit zügeln, befinden sich ebenfalls im ständigen Wandel. Häufig sind sie nur leider festgefahren in einem sehr suboptimalen Zustand und geben einem das Gefühl, der Hungerzustand lasse sich nicht kontrollieren. Aber siehe Evolution: Kommen neue Umstände, kommt Veränderung.

Die Frage, die ich eigentlich ursprünglich in den Raum geworfen habe, war ja, wie unser Körper uns Signale mitteilt. Welche Signale sendet er uns aus, um z.B. Appetit in uns anzuregen? Ich werde euch das einmal da legen und infolgedessen werdet ihr sehen, wie ihr diesen ganzen Prozess selber steuern könnt, zu euren Gunsten. Wir Menschen sind glücklicher Weise so aufgebaut, dass wir unser Gehirn selber verändern können. Nur müssen wir wissen, wie.

Der Prozess ist in seiner Logik eigentlich komplett simpel. Die instinktive Natur des Menschen funktioniert auf eine Weise, dass sie uns dazu bringen soll, dass wir überleben. Das hat für unser Gehirn Priorität nr.1. Daraus folgen einige wenige weitere Unterfunktionen. Und eine wichtige ist Energiesparen und Energie zu uns nehmen. Der menschliche Körper tut alles, um so wenig Energie wie möglich zu verbrauchen. Deswegen ist es für die allermeisten auch so anstrengend, Sport zu machen. Du kämpfst regelrecht gegen die Natur des Menschen an, die dich eigentlich auf Energiesparflamme halten will. Wenn wir nun etwas essen, dann teilen wir unseren Körper mit, dass wir der Überlebensfunktion nachgehen. Und das findet unser Körper verdammt gut. Unser Körper möchte, dass wir der regelmäßigen Nahrungsaufnahme weiterhin nachgehen. Genau deswegen gibt er uns anhand des Botenstoffes Dopamin ein gutes Gefühl während den Mahlzeiten. Und auf diese Weise hält uns unser Gehirn auch an der Leine, mit dem Essen. Schon bevor wir die Nahrung vor uns haben, haben wir in unserer Vorstellung eine Szene vor Augen, wie gut sich das Essen anfühlt. Das lockt uns immer wieder dahin.

Ich halte fest: Gehen wir unseren einprogrammierten Mustern nach, dann bestärkt uns unser Gehirn darin, dies weiter zu tun, indem es Dopamin ausschüttet bei der Handlung. Da es sich dabei unsere grundlegend eingetrichterten Funktionen im Körper handelt und der Körper alles davon beibehalten will, kann es enorm schwer sein, aus diesen Handlungen auszubrechen.

Die Evolution deines Gehirnes

Das Gehirn ist das Organ, welches uns Menschen ohne Zweifel am meisten beeinflusst. Dein Gehirn und dein Geist legen in vollem Maße die Situation fest, in der du dich gerade im Leben befindest. Bist du z.B. jemand, der wenig Hemmungen hat, viel auf fremde Leute zugeht und obendrauf auch noch ein gutes Mundwerk hast, sind die Chancen groß, dass du einen großen Freundeskreis hast oder schnell die richtigen Leute für dich findest. Und Zeit mit den richtigen Leuten zu verbringen, kann pure Lebensqualität sein. Ich glaube da muss ich dir gar nicht groß erzählen, wie wichtig die richtigen Leute sind. Diese Fähigkeit, schnell die richtigen Leute zu finden, wird lediglich durch ein paar wenige Eigenschaften bestimmt, die in deinem Kopf drin sind. Auch wenn du vielleicht denkst, dass diese Eigenschaften mehr oder minder starr sind, kann ich dir versichern, sie sind es nicht. Ich weiß, wovon ich rede. Ich war früher mehr oder weniger unfähig, mit Leuten zu sprechen. In meinen tiefsten Träumen hätte ich mir nicht vorstellen können, den ganzen Tag lang mit Leuten zu sprechen und auf Leute zuzugehen und so etwas sogar als Beruf ausüben zu können. Also verdammt viele dieser Eigenschaften, die wir an uns haben, sind flexibel. Um Kontrolle über einen Lebensbereich ausüben zu können (sei es abnehmen oder sozialisieren) sind es jedes Mal auch viele kleinere Eigenschaften, die benötigt werden. Ich z.B. musste sowohl die Fähigkeit meistern überhaupt auf Leute zuzugehen als auch das soziale Feingefühl entwickeln am Ende die richtigen Sachen im sozialen Kontext zu machen. Die einzelnen Charaktereigenschaften, die wir haben, sind im Grunde wie Ton, der erst einmal weich gemacht werden muss, geknetet wird und dann in der Form, in der er sein soll, fertiggestellt wird.

Wenn es um einen gesunden, schlanken und fitten Körper geht, dann sind es ebenfalls einige kleinere Charaktereigenschaften, die wir entwickeln müssen. Um wieder zum Anfang dieses Artikels zurückzukommen und nicht zu sehr abzuschweifen: eine Eigenschaft, ist dein Gefühl für das essen und was es mit deinem Körper anstellt. Dazu zählt, wie viele Kalorien eine Mahlzeit hat und wie du dich danach fühlen wirst, ob es dich z.B. sättigt oder nicht. Kennst du essen so gut wie deinen eigenen Körper und kannst mit diesen so gut umgehen wie mit deiner eigenen Hand, bist du in deiner Entwicklung Meilensteine vorangekommen. Jetzt geht es nur noch darum, das Feingefühl für das Essen zu stärken. Genauso wie ich mein soziales Feingefühl immer im Laufe der Zeit auf ein Niveau gebracht habe, der es mir ermöglicht, erfolgreich durchs Leben zu gehen.

Der Nährstoffdetektiv in dir

Der Name des Artikels hat schon ein Hinweis darauf gegeben, wie man sein Gefühl für die Nährstoffe stärken kann. Eine der wohl ältesten bekannten Arte zu lernen, ist Trial-and-Error. Nur wer sich die in der Vergangenheit die Hand auf der Herdplatte verbrannt hat, fürchtet sich davor, nochmal darauf zufassen. Ich habe mir die Frage gestellt, ob man beim Thema Kalorienhaushalt nach der gleichen Logik verfahren kann. Wenn du immer mal wieder komplett über die Stränge schlägst, wirst du dann ein Gefühl dafür bekommen, wie viel du essen sollst und vor allem, wirst du automatisch dazu geleitet die richtige Menge zu essen? Wenn ich mir die ganzen gescheiterten Diäten, die Jo-Jo-Effekte und so weiter anschaue, dann wird die Antwort definitiv nein lauten. Ich meine, fällt dir jemand ein, der sich mal an eine Diät gewagt hat, ein paar Mal über die Stränge geschlagen hat und sich infolgedessen immer an seine Diät streng gehalten hat? Es ist eher so, dass es entweder schlimmer wird, die Demotivation steigt und deswegen häufiger Ausreißer hat anstatt, dass man sich konsequenter an seine Vorgaben hält. Bringt also nichts, sich einige Male zu überfressen. Wäre ja auch zu schön gewesen.

Aber nur weil du deine Fähigkeit, dich an deine Vorgabe zu halten, nicht verbesserst, heißt das nicht, dass alles andere unberührt bleibt. Was ich immer wieder bestätigt bekommen habe von den Leuten, die ich im Bereich Ernährung parallel unterrichtet habe, ist eine enorme Verbesserung, was die Einschätzung der Inhaltsstoffe und der Kalorien angeht. Wenn jemanden gefragt, habe wie viel er wohl heute gegessen hat und ich das mit ihm durchgegangen bin, dann lag er in den meisten Fällen goldrichtig. Auch dafür, was alles im Essen drin gewesen ist und wie es sich auf seinen Körper auswirkt, hatte die Person ein gutes Gespür. Ich denke, die Verbesserung rührt daher, dass jedes Mal, wenn wir darüber nachdenken, der Lerninhalt (in dem Fall die Ernährungslehre) verinnerlicht wird.

Also ich halte fest: Lediglich das Gefühl für die Ernährung verbessert sich, aber nicht die Konsequenz, alles richtig umzusetzen. Ich denke, da brauche ich auch nichts mehr zu weiterschreiben. Da ist nichts mehr dran zu rütteln.

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Gesund mit guter Figur: 3 Lebensmittel die einem das Leben leicht machen

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Nach 18 Uhr keine Kohlenhydrate – oder nach 18 Uhr gar nichts mehr Essen